Dienstag, 1. Oktober 2013

Mini-Pudding-Vegetarier und andere Herbivore

Anlässlich des heutigen Welt-Veggie-Tags habe ich mich mal mit der Einordnung von
Ernährungstypen beschäftigt. Das Ergebnis: Pudding-Vegetarier, Frutarier, Veganer –
wenn es um die bevorzugte Speiseform geht, scheint alles möglich zu sein...

Sollte mich mal ein Psychologe zu meiner Kindheit befragen, hab ich seit kurzem die passende Antwort für ihn: Als Kind war ich ein Pudding-Vegetarier. Kein Witz, das ist offenbar ein eingetragener Begriff. Ich habe ihn bei Wikipedia gefunden – sofern Sie dies als stichhaltige Qualitätsquelle gelten lassen.
Und was soll das sein – ein Pudding-Vegetarier – fragen Sie sich nun? Ein Vegetarier, der sich zwar fleischlos ernährt, aber keinesfalls der leckeren Schokolade & Co entsagt. Schlimmer noch: Er bevorzugt den Zucker! Denn wozu auch der Verzicht? Schokolade hat schließlich weder Fell noch Beine. Vegetarier seien pauschal rank, schlank und urgesund, glaubten Sie? Nichts als ein schmeichelhaftes Vorurteil. Leider.

Früchte, sonst nichts

Doch es gibt noch andere Formen des Herbivorismus, also der rein pflanzlichen Ernährung, von denen auch ich erst kürzlich erfahren habe. Obskur zum Teil!  Haben Sie beispielsweise schonmal von Frutariern gehört? Diese Spezies verzehrt – wie der Name schon vermuten lässt – ausschließlich: Früchte. Allerdings, damit es nicht zu simpel wird, nur solche, die sie ernten können, ohne die Stammpflanze zu schädigen. Soll heißen: Nur den Apfel, der sich freiwillig des Lebens müde vom Baum gestürzt hat. Deshalb stehen auch keine Gemüsepflanzen auf dem frutarischen Speiseplan. Durch den Verzehr von Blättern, Stielen oder Wurzeln würde die Pflanze schließlich zerstört werden.
Stellen wir uns doch mal einen derartigen „Fallobstler“ im Spitzen-Restaurant vor: Der arme Koch, der versichern muss, den hilflosen Apfel nicht mit Gewalt vom Baum gerüttelt zu haben! Und überhaupt: Ein Menü aus Obst-salat, -püree und -kompott zuzubereiten macht sicher wenig Freude.


Ohne Gelatine ein rein vegetarisches
Vergnügen: Die Sahnetorte.


Vegetarier-Sein ist Standard

Noch spotte ich. Aber in zehn bis fünfzehn Jahren, da sind mir meine eigenen Zeilen vielleicht sogar schon peinlich. Als Kind, als Mini-Puddingvegetarier, da blieb mir beim Restaurantbesuch oft nichts anderes übrig, als die klassische Pizza Margherita, oder die fragwürdige Beilagenzusammenstellung Pommes Frites mit Sauce Hollandaise und anfallenden frittierten Gemüsen. Aber heute? Heute bekommt man doch noch im hintersten Eckchen Castrop-Rauxels eine leckere und gesunde Veggie-Alternative. Aber was sage ich Alternative – ein vegetarisches Menü gehört inzwischen eigentlich in jedem Restaurant zum Standard auf der Karte.

Vegan-Sein ist hip

Und diesen Standard beginnen nun auch die Veganer für sich zu beanspruchen. Verständlich. Küchenchefs wie Björn Moschinski arbeiten daran, vegane Küche weiter auf Spitzenniveau zu etablieren. Noch verständlicher. Noch vor wenigen Jahren befanden sich Veganer als Jutebeutel schleppende Hippies am Rande der schicken Gesellschaft. Heute werden besagte Beutel als hip gewordenes Accessoire in die gehobene Gastronomie getragen.
Also wer weiß: Irgendwann einmal wird selbst der frutarisch korrekt vom Baum gefallene Apfel mit Blattgold bestrichen werden. Solang das Gold niemand gewaltsam aus dem Stollen gerissen hat, versteht sich...

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