Dienstag, 26. August 2014

Fische sind Pflanzen

Ich esse keinen Fisch – obwohl ich ihn nicht einmal besonders attraktiv finde.
Wer das seltsam findet, sollte diesen Text lesen.

Ich weiß ja nicht wo ihr wohnt, aber bei uns in Norddeutschland hatten wir wieder einen fantastischen Sommer. Naja, zumindest bis zum August. Einen 6-Wochen-Sommer, in dem der örtliche Terrassen-Italiener am See zum absoluten Hotspot avancierte. „Weiß oder Rot?“, galt im milde machenden Sonnenschein plötzlich als akzeptable Weinberatung. Wozu auch mehr wissen? Es schmeckt eben „weiß“ oder „rot“. „Hauptsache es duhnt!“, sagt man bei uns im Norden.

Einmal Gemischtes ohne Tier

Eines heißen Abends suchte ich bei diesem Italiener unter geschätzten 81 Positionen etwas Vegetarisches. Nothing, nada, niente, oder schlicht nüscht, um im Nordischen zu bleiben. Egal, die Sonne scheint, das Leben ist schön. „Und der Salat des Hauses – vegetarisch?“, frage ich Adriano von der Adria Küste. „Gemischtes!“, lautet die uneindeutige Antwort des Chef-Kellners. „Ohne Tier?“, bohre ich weiter. „Si, Si!“.
    40 Minuten und eine halbe Karraffe der edlen Rebsorte „Rot“ später, steht Gemischtes vor mir – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Topping: 250 g Thunfisch à la Katzenfutter-Bukett und darüber eine tellerdicke Scheibe Schinken. Ganz zickige Veggie-Blondine, die ich bin, beschwere ich mich prompt. „Entschuldigung, ich lasse die Schinken entfernen!“, tröstet Adriano. „Und der Fisch?“, konstatiere ich noch empörter. Verständnislose Blicke. „Wieso? Die Fisch isse doch vegetarisch!“. Nee, eigentlich nicht.

Neptun, Gott der schwimmenden Pflanzen?

„Aber Fisch isst du doch?“, wie oft habe ich diese Frage schon gehört. Und: Wie oft habe ich sie nicht verstanden. Wenn die Grundidee des Vegetarier-Seins doch ist, keine Tiere zu essen – warum zum Neptun sollten Fische dann eine Ausnahme sein? Schon rein evolutionsbiologisch eine spannende Frage: Warum werden Fische, wenn es um die Ernährung geht, plötzlich zu Pflanzen?
    Vor einiger Zeit habe ich eine lustige WWF-Kampagne gesehen: Kleine pastellfarbene Fischbabys – runde Gesichtchen, große Augen – schwammen da quietschvergnügt durchs Regenbogen-Wasser: Fishpuppys! Zu deutsch: „Fischwelpen“, wie knuffelig. Rosa Kuschelschwimmer statt glitschigen, grauen Laichs. Die durchaus ernst gemeinte Frage hinter dieser Initiative: Ist etwas weniger schützenswert, nur weil es minder niedlich ist? Das muss wohl jeder für sich beantworten.


Grauer glitschiger Laich versus...

 



 

 

 

 

 

...rosa Kuschelschwimmer.

 

 

 

 

 

  

 

 

Fische: Hässlich und doof?

Die schnelle Suche im Internet zeigt: Pescetarismus ist der Verzicht auf den Verzehr gleichwarmer Tiere. Evolutionsbiologisch seien Fische viel weiter von uns entfernt, als Säugetiere, sagen die Pescetarier. Soll das heißen, dass Seetier-Vegetarier alles Essen, was eben weitaus blöder ist, als sie selbst? Das weiß wohl wirklich nur König Neptun.

Japaner: Gesund und sexlos ?

Wie zu ungefähr jeder erdenklichen Streitfrage, gibt es auch zum Thema Pesco-Vegetarier eine Studie, die alles und nichts beweist. Das Ergebnis: Fisch-Veggies leben länger. Uff. Ein Totschlagargument im besten Sinne. Oder doch nur eine Killerphrase? In Deutschland stürben über 18 Mal so viele Menschen am plötzlichen Herztod wie in Japan, wo praktisch täglich Fisch auf den Tisch käme. Klingt plausibel. Eine andere viel zitierte Japaner-Studie besagt jedoch, dass gleichzeitig immer mehr Japaner die Lust am Sex verlören – und der geht schließlich auch ordentlich auf die Pumpe.
    Und was ist bekanntermaßen noch gut für unser Zentralorgan? Richtig: Rotwein, Sonne und Gelassenheit. Ich sammle also „il tonno“ aus meinem Salat und übergebe ihn dem Pescetarier neben mir. Soll der doch länger leben – wenn auch mit Fisch und ohne Liebesakt.

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