Mittwoch, 12. Februar 2014

Wen schlachtet der Veganer?

Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Attila Superhildmann! In sich verliebt wie kein anderer zieht der selbsternannte Alleskönner im V-Zeichen für Veganismus durch die TV-Shows des Landes. Stets im Gepäck: Seine Zucchini-Spaghetti. Ein Selbsttest.

 

Ein südländisch aussehender Mann in Bomberjacke lehnt mit dem Rücken gegen einen schroffen Betonpfeiler. Bunte Fantasieabzeichen zieren seine Schulter à la US-Army Pilot. „Schwäche wird sich nicht in meinem Herzen finden lassen“, steht neben dem Foto geschrieben. Und: „Ich will frohen Herzens aufs Schlachtfeld ziehen.“

Attila Hildmann leidet unter SSS, dem Sylvester-Stallone-Syndrom. Quelle: facebook.com, offizielle "Fanpage"

Herrjemine. Soll ich jetzt lachen oder weinen? Mit einer Art Röntgenblick versucht der Kerl die Kamera zu durchdringen. Zumindest kneift er genauso angestrengt die Augen zusammen. Oder ob der einfach mal muss? Ach, der imitiert Rambo? Rocky? Oder so. Na gut. Also Südland-Rambo-Rocky streckt die rechte Hand zu einem seltsamen Gruß aus. Kennen sie Mr. Spock, den Weltraumoffizier aus Star Trek? Ja, genauso spastisch spreizt Rambolino die Finger. Nur richtet er sie nicht militärisch streng im rechten Ellenbogenwinkel gen Himmel, sondern lässig schräg über seine Brust. Um der Geste noch ein wenig amerikanischen Ghettochic zu verleihen. Brennende Mülltonnen außerhalb des Fotos nicht ausgeschlossen.

Ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein! Superhildi, der abgehobene Bruchpilot!







  Im Namen der labbrigen Lauchstange

Wer ist also dieser abgehobene Bruchpilot: Ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, jetzt. Es ist Attila Hildmann! Der aus Funk und Fernsehen bekannte Vegankoch, der sich nicht nur auf Facebook als eine Art Gemüse-Terminator mit Hip Hop Hintergrund inszeniert. Im fingergepreizten V-Zeichen – V für vegan – und im Namen der labbrigen Lauchstange kämpft er für... riskiert er Hautabschürfungen an rauem Beton für... ja... wofür eigentlich? Wo liegt sein Schlachtfeld – und – um Gottes Willen – wen schlachtet er?    
    Veganismus ist Pop. Oder sexy. Irgendwie so soll seine Botschaft lauten. Doch bei all der schwurbeligen Pubertäts-Prosa, bei all dem 90er-Jahre Actionheld-Gehabe ist das schöne Ziel ganz schön aus dem Blickfeld geraten. Neben dem fleischberghohen Hildmann-Ego hat es aber auch wenig Platz: Käfighaltung quasi.

Glaubt er sei Rocky, zitiert aber Schwarzenegger. Hildi, der Actionheld-Cocktail. Quelle: facebook.com, offizielle "Fanpage"

 Von Neid und nackter Brust

Auch wer „Vegan for fit“, das zweite Werk des „Künstlers“, in den Händen hält, wird nicht gleich wissen, worum es hier geht. Antwort: Um Ganz! Viel! Hildmann! Hildi, wie er sich rockymäßig Stufen heraufboxt, Hildi, wie er die nackte Brust in die Kamera streckt, Hildi wie er ultralässig mit Lebensmitteln jongliert – und ganz nebenbei immer wieder das Sportmodelabel „Oakley“ schleichbewirbt. Apropos Kleidung: Kann dem Mann mal jemand sagen, dass das permanente öffentliche zur Schau stellen labbriger Jogginghosen nicht supersexy ist? Danke.
    Hat man sich aber erstmal durch die Selbstdarstellungskaskaden gewurstelt, finden sich in „Vegan for fit“ tatsächlich auch noch ein paar Rezepte. Vegan versteht sich. Und: So gut wie frei von Kohlenhydraten. Zwei Dinge, die zugegebenermaßen nicht leicht unter einen tiertextilfreien Hut zu bekommen sind.
    Aber naja, Sie haben es sicher schon geahnt: In Wahrheit bin ich natürlich nur neidisch. Von solch einem hildmannschen Astralkörper kann ich doch nur träumen! Ich, das Pasta-Groupie. Grund genug mich auch in den „Kampf“ zu wagen, dachte ich. Und gab Hildis berühmt-berüchtigten Zucchini Spaghetti eine Chance.

Zucchini-Spaghetti-Cabonara, LowCarb, vegan. Ob der echte Rambo dafür töten würde? Wohl eher nicht.             Quelle:"Vegan for fit".

 Eine Kiste Zucchini gegen den Hunger

Doch schon das Einkaufen gestaltete sich als eine Art Herausforderung. Erinnern Sie sich an mein Energiewert-Gurken-Logical? Wenn eine Zucchini also über circa 30 kcal verfügt – wieviel grüne Stangen brauche ich dann, um satt zu werden? Richtig: Die komplette Kiste. Und an diesem Punkt wurde mir schlagartig klar, von welchem „Schlachtfeld“ Hildmanns Rede war. Haben Sie schonmal in das Gesicht einer gestressten Hausfrau gesehen, der Samstagsmorgens der vollständige Bestand Supermarkt-Zucchini vor der Nase wegschnappt wird? Schrecklich. Ohne mir die „Schwäche in meinem Herzen“ anmerken zu lassen, schlug ich mich also bis zur Kasse durch. Was mir fehlte, war eigentlich nur die lustige Fliegerjacke.
    Im Bioladen dann der nächste Schock: 10 Euro für das im Rezept verlangte Glas Mandelmus. Gott gütiger! Das hieß: 10 Euro pro Familien-Portion „Spaghetti Carbonara“. „Ich will frohen Herzens...“ murmelte ich, das Geld zähneknirschend auf die Kasse blätternd. Zuhause angekommen, drehte ich endlich die Zucchini durch den Spirelli, einen Spezial-Gemüse-Spiralschneider. Die grünen Endlosspaghetti warf ich samt Wuchermus und Räuchertofu in die Pfanne. Noch einen Spritzer Zitrone dazu und das Grün eines ganzen Töpfchens Petersilie, fertig. Kurzum: Das Gericht schmeckt – zugegebenermaßen – ganz lecker. Ja, ich würde es Ihnen sogar empfehlen. Ihnen!
    Aber können Sie sich einen dreckigen, Blut verschmierten Rambo vorstellen, der abends vom Schlachtfeld heimkehrt, und Sie bieten ihm einen Teller voll von etwas an, das den rosawolkigen Namen „Julienne“ trägt – und dann noch nicht mal eine nackte Frau ist? Eben.
"Vegan For Fit" ist eines von drei Hildmann Werken. Das neueste trägt den schönen Namen "Vegan For Youth". Ein Tausendsassa, der Hildi.

 





















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